Eden war irgendwie schon immer hier. Nie irgendwoanders gelebt. Er fällt definitiv auf, mit seiner wilden Art und der geringen Größe ist er dennoch jemand, der schnell im Gedächtnis bleibt. Und das ist auch gut so, findet er. Ganz egal ob auf gute oder schlechte Art. Auch schlechte PR ist gute PR oder so. Er ist jedenfalls jemand mit dem man rechnen muss. Ungestüm wie eine Naturgewalt und dennoch so hilfsbereit, wie man es ihm nach alldem kaum zutrauen würde. Er hat viel vor, will mit 'Chemical Thoughts' und seinen Freunden hoch hinaus. Die Band ist für ihn das wichtigste, auch wenn sie momentan nur lokale Bühnen bestreiten. Er ist fest von diesem Traum überzeugt.
Aufgewachsen nur mit Oma und Mutter, erzogen im Lifestyle früherer Hippiekommunen, gehört er irgendwie trotzdem nicht ganz dazu. Sein asiatisches Aussehen legte ihm schon immer Steine in den Weg - aber er hat mittlerweile diese 'Don't give a fuck' Mentalität. Sonst wäre er sicher nicht da wo er jetzt ist. Und wenn er nicht gerade mit Freunden abhängt oder Musik macht, dann sorgt er dafür, dass die Gärten in der Nachbarschaft gesund sind und strahlen. Er hat nämlich einen fucking grünen Daumen und kriegt jede Pflanze auf Zack.

Das selbstgefällige Grinsen ist nicht aus dem markanten Gesicht wegzudenken. Schließlich hält er sich selbst für einen von den Besten. Damit hat er nicht unrecht. Der Mann, um den es hier geht, kennt man unter Dr. Lieberman. Genauer gesagt Eli Aviv Chayim Lieberman. Er ist der Sohn jüdischer Eltern. Doch nur noch der kleine Kettenanhänger unter seinem Shirt verrät, dass er einst mal gläubig gewesen ist. In den 44 Jahren hat der Dunkelhaarige zu viel gesehen, was ihn davon überzeugt hat, dass diese Welt nicht von einer höheren Macht gesteuert wird. Und wenn, dann möchte er diese nicht verehren. Die First Name Basis knackt Eli nicht mit jedem, Professionalität liegt ihm. Abseits von seinem Job ist er ein Lebemensch, genießt den Moment und lebt im Hier und Jetzt. Selten denkt er an morgen und nur ungern an gestern. Schon als Kind ist er ein kreativer Kopf gewesen, bis ihm in jungen Jahren geraten wurde, er solle doch 'etwas Richtiges' lernen, anstatt sein Geld mit Fotografien zu verdienen. Wie er schlussendlich im Medizinstudium landete, kann er nicht mehr ganz nachvollziehen. Heute kann Eli jetzt schon auf eine erfolgreiche und vielseitige Karriere als Arzt zurückblicken. Mehrere Jahre in Kundus zwischen Staub und Luftangriffen, danach Chefarzt der Chirurgie. Seit geraumer Zeit Leitender Chefarzt in der Notaufnahme des Northwestern Memorial Hospital. Sein Beruf ist seine Leidenschaft und das Haus in Lincoln Park wird kaum von ihm bewohnt. Zumindest scheint seine Haushälterin öfters vor Ort zu sein, als er es selbst ist. Was aber auch daran liegt, dass seit einem Jahr die Hälfte des Mobiliars fehlt. Ein Esstisch ohne Stühle und Bücher ohne Regale. Vieles hat seine Ex-Frau nach der Trennung mitgenommen. Mit dieser begann gleichzeitig vor Gericht der Anwalt-geführte Kampf um Finanzen, Haus, Ruhm und Ehre. Manchmal fragt Eli sich, wie lange es noch dauern wird, bis er nicht mehr in Scheidung leben wird. Sobald er den Ring vom Finger gezogen hat, ist er wieder erst selbst geworden. Das Dating liegt ihm. Der erwachsene Sohn ist das Ergebnis seiner ewigen Liebschaften. Doch Dr. Liebermans einzige große Liebe wird sowieso immer sein Job bleiben.

Elizabeth hatte in ihrer Jugend die Möglichkeit, es dem Großteil ihrer Familie gleich zu tun und in das Theaterbusiness einzusteigen, doch es weckte in ihr keine Leidenschaft. Daraus resultierend, hielt sie sich im Hintergrund und versuchte in der Menge nicht aufzufallen. Bis zum Ende ihrer High School Zeit konnte man sie getrost als Mitläufer bezeichnen und sie war ein schüchternes, stilles Mäuschen, das sich noch finden musste. Das änderte sich grundlegend je älter sie wurde und sie rebellierte gegen die Grenzen und Einschränkungen, die ihr auferlegt wurden. Eliza wurde selbstbewusster und war erpicht darauf, ihren eigenen Weg zu gehen, was sie letztendlich auch tat. Heute gehört sie als Paramedic zum CFD, das im Laufe der Zeit zu einer zweiten Familie geworden ist. Eliza ist eine temperamentvolle, lebensfrohe junge Frau, die es schafft, Leute mitzureißen und für jeden Spaß zu haben ist. Für Menschen, die es geschafft haben, einen Platz in ihrem Herzen einzunehmen, kämpft sie wie eine Löwin und steht zu hundert Prozent hinter ihnen. Jede Medaille hat jedoch auch eine Kehrseite. Ihrer Vergangenheit geschuldet ist sie eine sehr sture Person, die sich nicht gerne Dinge vorschreiben lässt. Mit ihrer impulsiven Art eckt sie damit gerne mal an, hat jedoch auch gelernt, eigene Fehler einzusehen und gibt ihr Bestes, sich das auch vor anderen einzugestehen.

Am Rand von Long Grove, zwischen alten Apfelbäumen und dem leisen Atem der Jahreszeiten, wuchs Evander De Winter an einem Ort auf, der seine Spuren hinterließ. Während sein Bruder Emrys die Welt schnell und laut entdeckte, bewegte sich Evan schon als Kind aufmerksamer durch sie. In der Highschool entdeckte er sein Interesse für ungelöste Kriminalfälle. Wo andere nur Schlagzeilen sahen, erkannte er Muster, Leerstellen und Zusammenhänge. Dieses analytische Denken führte ihn 2007 zum Studium der Forensischen Wissenschaften in Chicago. Obwohl er täglich zwischen Stadt und Plantage pendelte, blieb Long Grove sein konstanter Bezugspunkt. Das Studium verlief ruhig und zielgerichtet, bis der Winter 2010 sein Leben in eine andere Richtung zwang.

Der Unfall auf der Fox River Bridge, bei dem Emrys verschwand, hinterließ in Evan eine Bruchstelle, die sich nie ganz schließen sollte. Er überlebte, sein Bruder nicht. Was anfangs wie ein traumatischer Moment erschien, verfestigte sich über die Jahre zu einer schwer greifbaren Leere. Evan machte weiter, arbeitete sich durch Prüfungen und schloss 2011 sein Studium ab. Doch etwas in ihm blieb an dieser Brücke zurück.

Von 2011 bis 2016 war er für das Illinois State Police Crime Laboratory tätig. Tatorte, Unfallstellen, Spurenanalytik, Protokolle: Es war ein Beruf, der ihm einerseits entsprach, andererseits die Wunde in ihm beständig berührte. Fremde Autowracks erinnerten an sein eigenes. Anfangs gab ihm die Genauigkeit des Jobs Halt, doch mit jedem Jahr wurde die Last schwerer. Die Scheidung seiner Eltern 2012 verstärkte das Gefühl von innerer Instabilität und 2016 erkannte er, dass dieser Beruf ihn mehr kostete, als er zurückgab.

2017 schlug er einen neuen Weg ein. Sein erster Thriller, All the Names We Never Spoke, erschien im Selfpublishing unter dem Pseudonym Will D. Nigh. Das Schreiben wurde für ihn zu einer Form der Ordnung. Einer Möglichkeit, Gedanken auszurichten, die er nicht aussprach. Der Erfolg war begrenzt - aber ausreichend, um weiterzumachen. Von da an schrieb er hauptberuflich. Ohne Verträge, ohne Deadlines, ohne Druck – eine Freiheit, die zu seiner Art passte und die er sich mit seiner wohlhabenden Familie im Hintergrund, leisten konnte.

2021 veröffentlichte er The Gentle Weight of Guilt. Jenen Thriller, der sich vorsichtig an die Geschichte seines Bruders wagte. Seine Werke fanden unterschiedlich großen Anklang, einige flackerten kurz hell auf, andere verstaubten in Buchhandlungen. Inzwischen hat Evan acht Romane geschrieben.