Teya Sikinyâ Nook stammt aus Ketchikan, Alaska – einer Stadt zwischen Meer, Nebel und Wald, wo Regen zum Alltag gehört. Zwischen der strukturierten Geduld ihrer Mutter mit koreanischen Wurzeln und der naturverbundenen Gelassenheit ihres Tlingit-Vaters verlangte man stets von ihr, ihren eigenen Weg zu gehen. Der früh diagnostizierte Autismus ihres kaum älteren Bruders lehrte sie zeitig selbstständig zu sein, aber auch für andere einzutreten und eine atemberaubende Empathie zu leben.
Nach der Schule zog sie nach Chicago, um Anthropologie zu studieren. Sie wollte verstehen, was Gemeinschaft ausmacht, was Identität formt und wie sich Kulturen begegnen. Idealismus und Neugier waren ihr Antrieb – doch das Leben stellte ihre Resilienz auf die Probe. In einer Beziehung, die mit Bewunderung begann und in Kontrolle endete, erlebte sie Gewalt und Entfremdung.
Der Bruch wurde zum Wendepunkt. Teya fand Zuflucht im The Voices and Faces Project, einer Organisation für Überlebende häuslicher und sexueller Gewalt. Was zunächst Schutz bot, wurde zu ihrer Berufung. Im Dezember 2024 beendet sie ihre Ausbildung zur Fachkraft für Gewaltprävention und Traumaarbeit und begleitet andere Betroffene. Die heute 25-jährige ist kritisch, mutig und kompromisslos in ihren Werten. Wo andere schweigen, findet sie Worte; wo andere zögern, bleibt sie standhaft und so spricht sie öffentlich über Themen, die zu oft verdrängt werden.